In Bremen rollte
er einmal ein riesengroßes Faß auf den Wochenmarkt, stellte es dort auf und
kaufte alle Milch, welche die Bäuerinnen aus den Dörfern zur Stadt gebracht
hatten. Eine nach der anderen schüttete ihre Milch in das Faß, und Till schrieb
mit Kreide draußen an die Faßwand, wieviel Eimer Milch ihm jede der Frauen
verkauft hatte. Zum Schluß gab es auf dem Markt außer in Tills Faß keinen
Tropfen Milch mehr. Die Wände des Fasses waren über und über mit Kreide
beschrieben. Und das Faß war bis an den Rand hinauf voller Milch.
Es hatten sich
viele Leute versammelt, die sich wunderten, was Eulenspiegel wohl mit dieser
Unmenge Milch anfangen wolle. Sie sollten sich aber über noch ganz andere Dinge
wundern. Denn als das Faß voll war und die Marktfrauen ihr Geld verlangten,
sagte Till: "Ich habe gerade kein Geld bei mir. Aber in vierzehn Tagen
komme ich wieder nach Bremen zum Markt. Dann bezahle ich euch alles auf Heller
und Pfennig."
Da regten sich
die Bäuerinnen furchtbar auf und riefen laut durcheinander. Und wenn er nicht
sofort zahle, würden sie den Polizisten holen.
"Ich weiß
gar nicht, was ihr wollt", sagte Eulenspiegel.
Er war richtig
ärgerlich. "Ich mache euch einen Vorschlag. Wer die vierzehn Tage nicht
warten will, kann ja seine Milch wieder aus dem Faß herausnehmen.
Aber paßt gut
auf, daß keine von euch mehr herausnimmt, als sie hineingeschüttet hat."
Nun erhob sich ein Geschrei, daß im Rathaus drei Fensterscheiben zersprangen.
Die Marktfrauen stürzten mit ihren Töpfen, Flaschen und Eimern über das Faß
her. Und weil jede zuerst heranwollte, entstand ein wildes Durcheinander.
Man schlug sich
mit den Eimern. Die Milch spritzte hoch durch die Luft und auf die Kleider. Und
zu guter Letzt fiel auch noch das große Faß um und überschwemmte den
Marktplatz. Es sah aus, als hätte es Milch geregnet.
Die Marktfrauen
fielen übereinander her. Die Zuschauer lachten, bis sie Seitenstechen hatten.
Und Eulenspiegel?
Nun, das wißt
ihr, am Ende des Buches, bestimmt schon auswendig! Wo war Eulenspiegel? Immer,
wenn er etwas angestellt hatte und die anderen ihn suchten, war Eulenspiegel
längst auf und davon.
Wieder zog er nun
über Berg und Tal, an Flüssen entlang und quer durch Wälder und Felder. Bis er
in irgendeinen Ort kam, wo er noch keinen Unfug getrieben hatte. Das holte er
dann ganz rasch nach.
War die Aufgabe
zu seiner Zufriedenheit erledigt, nahm er von neuem die Beine unter den Arm,
verschwand, und die Leute im Ort waren die Dummen.
Till trieb das
bis ins hohe Alter so; und immer wieder entdeckte er ein Dorf oder eine Stadt,
wo man auf ihn hereinfiel. Denn die Dummen - das war schon damals so -, die
sterben nicht aus.
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